„Heimat auf der Zunge tragen!“ oder „Bayrisch ist fein, trotz seiner derben Ausdrucksweise!“
„Heimat auf der Zunge tragen!“ oder „Bayrisch ist fein, trotz seiner derben Ausdrucksweise!“

„Heimat auf der Zunge tragen!“ oder „Bayrisch ist fein, trotz seiner derben Ausdrucksweise!“

So begann der Mundartforscher Prof. Dr. Ludwig Zehetner, Uni Regensburg, seinen Vortrag über die Bayerische Sprache im Seminar der Sachgebiete Brauchtum-Mundart-Laienspiel und Jugend des Donaugau Trachtenverbandes in Essing im schönen Altmühltal.

Ein herrlicher Maitag lud förmlich dazu ein, den Ort Essing näher kennen zu lernen, als Gisela  Haußner (Mulab) und Waltraud Betz (Jugend) die Trachtler aus dem Donaugau begrüßten. Bürgermeister Novi aus Essing, sowie Gauvorstand Dietz und Trachtenvereinsvorstand Potratz wünschten den Teilnehmern in ihren Grußworten einen schönen Aufenthalt in Essing.

Essing gehört zu den ältesten Siedlungen in dem Teil Bayerns, der in den Eiszeiten zwischen den Ausläufern der Alpen- und skandinavischen Gletscher eisfrei geblieben ist. Die Höhlen in und um Essing boten den Menschen Unterkunft und Schutz. Die ältesten Funde der Klausenhöhlen stammen aus dem letzten Drittel der Würmeiszeit. Einzigartig ist eine Felsenzeichnung aus dem kleinen Schulerloch (Tropfsteinhöhle), die ca. 10 bis 15 000 Jahre alt sind. Erstmals wurde es urkundlich im Jahr 976 erwähnt. Die Burg Randeck thront seit ca. 1000 über dem Ort und zählt zu den ältesten Burganlagen Bayerns. Besonders erwähnt und bekannt wurde Essing durch das Tagebuch des Infanteristen Josef Deifl, der mit Napoleon zahlreiche Feldzüge bestritt und deshalb auch in der Landesausstellung „Napoleon und Bayern“ besonders hervorgehoben wurde.

Nach wechselhafter Geschichte gründete sich nach der harten Kriegszeit im August.1949 der Gebirgstrachtenverein „Randecker Buam“ Essing. 1988 wurde dann nach über 20jähriger Forschung eine neue Heimattracht aus der Zeitspanne 1780 – 1820, angeschafft.

In dieser schönen erneuerten Tracht, deren Besonderheit der Flaum aus Federgras und die goldene Damenhaube ist, führte uns Ludwig Schinn mit heimatlichem Sachverstand zu den besonderen Sehenswürdigkeiten des Dorfes, zum Blautopf eine faszinierend dunkelblau-türkis schillernde Frischwasser-Quelle, zur größten Holzhängebrücke Deutschlands (Daxelwurm) über den Rhein-Main-Donaukanal, und dem kulturell höchst anschaulichen Kunstweg zurück durch ein Stadtmauerntor des Mittelalters zurück zum Startpunkt der Brauerei Schneider, wo schon ein schmackhaftes Mittagessen auf die Seminarteilnehmer wartete.

Prof. Dr. Ludwig Zehetner begann danach anschaulich und auf humorvolle Art und Weise viele Wörter und Redewendungen vorzutragen, die in der bay. Sprache geläufig sind und brachte viele Begriffe mit ihren verschiedenen Ausdrucksformen.

So sagt man zum Kopf: Schädel, Hirn, Birn, Belle, Bimbus, Detz, Grind, Nischl, Haubnstock….

Schimpfwörter wie Aff, Ochs, Saubeer, Bummerl, Mossbummerl, Hundsgruibe, Gloife, Loamsieder, Lattierl, Trottl, Waschlappn, Hausdepp, Deppenhaffa……..

sind gang und gebe.

Auch für die Frauen gibt die: Beiszanga, dumme Gred, dumme Urschl, dumme Henna, Ratschn, Grampfhenna, Dialochade, gleisliche Bochratz…

In der bayrischen Sprache kommt man mit der Hälfte der Wörter aus, als wie im Hochdeutschen, sagt er. Der Bayer ist eher wortfaul. Was andere in langen Sätzen sagen, sagt er oft nur mit zwei drei Wörtern: z.B.

Jatz langts! Übersetzung: Jetzt ist es aber genug.

Bast scho!  Übersetzung: Das war ein hervorragender Vortag, der allen gefallen hat.

Gemma!     Übersetzung: Ich hab genug gehört und gesehen und möchte jetzt nach Hause gehen.

Ein Beispiel aus der Mainburger Region (Donaugau):

Geh`ma wageln!

Übersetzung: Komm, geh mit mir und unserem Kind im Kinderwagen ein wenig in der Stadt spazieren!

Manche Ausdrücke sind jedoch schon so verhochdeutscht, dass sie nicht mehr aus dem Sprachgebrauch wegzudenken sind: z.B. Hobby.

Französiche, engliche und tschechische Einflüsse sind im Sprachgebrauch schon heimisch, so dass man glaubt, diese seien bayrisch. z.B. aus dem Tschechischen: oide Schalubbn zu einer aufgetakelten älteren Dame.

Bayrisch wird zwar zu den aussterbenden Sprachen gezählt, Zehetner glaubt jedoch nicht, dass es total verschwindet. Immerhin umfasst der bayrische Sprachraum 500 Quadratkilometer und ist somit auch auf der Weltkarte zu sehen.

Der Bayer wird weiterhin seine Heimat auf der Zunge tragen, damit bekennt er sich zu seiner Heimat. Wir tolerieren die nördlichen Sprachen, fordern jedoch auch, dass man unsere Sprache toleriert. Dies wird sogar in der bayerischen Verfassung festgehalten.

Gisela Haußner meinte, sich bei Zehetner bedankend, dass man mit Bayrisch, wie man sieht, auch Doktor und sogar Professor werden kann!

Der letzte Seminarpunkt begann, als der Gstanzlsänger und Hochzeitlader Martin Lengfelder mit seinem Vortrag, den er überwiegend in Versen vortrug, begann. Lengfelder stammt aus dem Donaugau,Mailing/Ingolstadt und ist schon über 80 Jahre, und kann noch mit jedem Jungen mithalten.

Er studierte Vierzeiler mit den begeisterten Zuhörern ein, trug Gstanzl zu allen Lebenslagen vor und erzählte in seiner Mailinger Mundart viele Geschichten.

Und wir alle haben mitgesungen:

A boarisch´Gstanzl, a frische Maß Bier, schee im Schatten drausn sitzn, a so meng mas miar!

Schee wars!!!