Sachgebiet Brauchtum: Österliches Sticken
Sachgebiet Brauchtum: Österliches Sticken

Sachgebiet Brauchtum: Österliches Sticken

Zum österlichen Sticken lädt das Sachgebiet Mundart-Brauchtum-
Laienspiel ein – t r o t z  C o v i d – P a n d e m i e !

„Es hat ihr Herz mit Weisheit erfüllt, allerlei Werk zu wirken und zu sticken
mit blauem und rotem Purpur und mit Weben, dass sie machen allerlei Werk
und kunstreiche Arbeit erfinden!“ 2.Moses 36, 8ff

Das Sachgebiet Brauchtum hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, gerade
auch in dieser uns allen auferlegten „Pandemieauszeit“, auf Althergebrachtes
aufmerksam zu machen und vielleicht auch wieder neu zu entdecken und zu
beleben.

Stickanleitung Auferstehungsfähnchen
für das gebackene
Osterlämmchen

Stickanleitung Salzsäckchen

Stickanleitung Schraubverschlussabdeckung

 

Nicht nur alles Neue und Moderne ist gut, sondern es gilt auch das Alte zu
bewahren und den Nachfahren zu erhalten. Vielleicht fragen uns mal unsere
Enkel und Urenkel, wie manches früher aussah oder gemacht wurde, für was
man es brauchte. Der Eindruck, dass unsere Jugend sich in unserer
multikulturellen Welt verstärkt auf ihre Wurzeln besinnt, bestätigt sich immer
mehr. Sie tun dies auf ihre ganz besondere Art und Weise, aber deswegen muss
es nicht schlechter sein. Unsere Jugend trägt z.B. wieder Lederhosen und Dirndl,
zwar mit Turnschuhen und anderen Firlefanz, aber sie trägt`s wieder, wenn sie
dann älter sind, achten sie wahrscheinlich wieder auf das Traditionelle. Immer
mehr jugendliche Volkstänzer gibt es und schaut man in die Medien entdecken
wir viele junge Volksmusikanten.

Einer dieser alten Bräuche ist das österliche Sticken z. B. von Weihetüchern,
Auferstehungsfähnchen, Herstellen von Salzsäcken, Kerzenmanschetten und
Schraubverschlussabdeckungen, Ostereier überziehen, Türschleifen sticken,
Tischdecken und Mitteldecken. Egal ob Mädchen oder Bub, ob Frau oder Mann,
das Sticken ist seit jeher eine Form von Vermitteln und Weitergeben.
Die Stickerei bewahrt uraltes Gedankengut, ehrwürdige Zeichen, die Sinnbilder
ganzer Epochen in der unscheinbaren Form weiblicher Handarbeit.

Mit großer Selbstverständlichkeit hat früher die Religion im Leben der
Menschen gestanden. Das Kirchenjahr beherrschte vom Advent bis zur
Auferstehung das Dasein. Bedeutungsvolle christliche Symbole, vermischten
sich mit heidnischen Vorstellungen in die Glaubenswelt der Menschen, die bis
heute noch nicht ganz verschwunden sind.
Freilich hat sich im Fühlen und Denken der Menschen manches verändert, alte
Vorstellungen sind neuzeitlichen, vom rationalen Geist bestimmten
Anschauungen gewichen – auch in den ländlich geprägten Gebieten. Aber
nirgends erhielten sich die alten Sitten und Gebräuche unverfälschter als in den
Bräuchen des Jahreslaufes. So ranken sich auch viele Bräuche um die Fastenzeit
und um Ostern, der Auferstehung Christi.

Einer dieser Bräuche ist der Brauch des „Geweicht-Essens“, des Verspeisens
der an Ostern in der Kirche gesegneten Nahrungsmittel. In den Familien, die
noch zur Kirche gehen und die christlichen Feste noch einigermaßen pflegen,
legt man großen Wert darauf, das die Nahrungsmittel, auf die man früher in der
Fastenzeit verzichtet hatte, am Ostersonntag mit in die Frühmesse genommen
werden, um sie dort segnen oder besser gesagt „weihen“ zu lassen.
Nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts (1. und 2. Weltkrieg) gingen viele
Bräuche verloren. So auch, dass man die Speisen zur Weihe in einem Korb zur
Kirche mitnimmt. Der Korb war mit einem schön gestickten „Weihdirchal“
abgedeckt.
Wir haben die Nahrungsmittel in eine Tasche mit Reißverschuss gelegt, dieser
musste dann unbedingt beim Segnen geöffnet werden, um die „Weich“
einzulassen. Außerdem mussten die Eier „angepeckt“ sein, damit auch die
„Weich“ dahinein kommt. Dann trug man die Speisen heim und aß sie zum
„Kaffä!“.

Wie schön ist es jedoch ein Körbchen mit einem schönen Weihtüchl abgedeckt
in die Kirche zu tragen.
„Die Fülle unseres Wohlstandes schlägt sich darin nieder!“
Neben roten und anders farbigen Eiern, die die Auferstehung, das Leben und
die Fruchtbarkeit symbolisieren, werden
Brot, das Lebensbrot,
Schinken, die Fülle der Nahrung,
Salz, als Würze des Lebens,
Kren, als Erinnerung an die Bitternis des Lebens,
und eventl. ein gebackenes Auferstehungs-Lämmchen oder Butter/Schmalz in
den Korb gelegt. Das gestickte Weihetüchlein unterlegt, aufgelegt oder
eingeschlagen dient den Speisen als Schutz und Schmuck. Solch ein kultisches
Tuch verleiht dem Korb Würde und etwas besonders Festliches. In diesem Sinne
sollte es auch andächtig gestaltet werden.

Ein so schön gestaltetes Weihetücherl wie unten im Bild, ist für den Anfang ein
bisschen schwer zum Sticken. Daher dachten wir, wir zeigen euch mal wie man
ein Auferstehungsfähnchen für das gebackene Osterlamm, ein Salzsäckchen und
ein Schraubverschlussdeckerl herstellt und stickt.

Dazu einige Bilder:

 

Bei der Österlichen Stickerei ist dreierlei zu beachten: dazu benötigt man
Weißes Leinen
Rotes Stickgarn
Motive der Auferstehung, des Lichtes, des Lebens und der Freude.
Die Symbole der Karwoche, wie z.B. die Leidenswerkzeuge haben auf diesen
Stickereien nichts zu suchen, denn Leid und Tod sind überwunden.
Die Muster der Stickerei sollten aus dem religiösen Symbolen der österlichen
Verkündigung stammen.
Lamm mit Siegesfahne
Sonne
Kranz der Ewigkeit
Christus – oder Jesusmonogramm
Das sind zentrale Motive, die immer den Mittelteil des Stickgutes schmücken
sollten. Die Begleitmuster in den Ecken und an den Rändern, bzw. auf übrigen
freien Flächen können aus dem Schatz der Lebenszeichen, wie Bäume, Blumen,
Vögel und Hirsche stammen. Sie sind alle Bilder der Freude.
Als einzig mögliche Farbe für ein Weihtuch bleibt ein fröhliches Rot oder Lilia
(zart oder kräftig), da dies auch die Liturgiefarbe des Ostersonntags ist und die
große Freude der Auferstehung symbolisiert. Auch kann man beides verwenden,
also dunkles und helles Rot, das ergibt eine lebendige Wirkung.
Muster zum Sticken findet ihr in Stickbüchern und im Handarbeitsladen.
Ihr könnt uns aber auch per Post oder mail schreiben, dann senden wir Euch
gerne einige Beispiele.
Unsere Adressen:
Gisela Haußner, Römerstr. 28, 85131 Preith, Tel. 98421/1484 oder
gghaussner@t-online.de
Maria Landerer, Auhang 20, 85111 Adelschlag, Tel. 08424/1897 oder
maria.landerer@gmx.de
Wir wünschen Euch viel Spaß beim
Sticken!