Zu Johanni – Brauchtum im Juni – von Gaubrauchtumswartin Gisela Haussner
Zu Johanni – Brauchtum im Juni – von Gaubrauchtumswartin Gisela Haussner

Zu Johanni – Brauchtum im Juni – von Gaubrauchtumswartin Gisela Haussner

Johanni

Am 24. Juni feiert der hl. Johannes – „Sommerhans“ – seinen Namenstag. An dem Tag wird auch die Sommersonnenwende gefeiert, man zündet Johannisfeuer an, an denen man Stockbrote bäckt. Um diesen Zeitraum sind die ersten Kräuter schon voll in der Blüte (Johanniskraut). Zum Namenstag wird verschiedenes gebacken z.B. das Sonnenrad, Hollerkiachl und die Johannikiachl.

 Wenn der Volksmund von Sonnwend spricht, meint er auch heute noch nicht den 21. Juni, den Tag des höchsten Sonnenstandes; er meint vielmehr den Johannistag, den 24. Juni. Gefeiert hat man, im Allgemeinen jedenfalls, den Vorabend zum Tag Johannes des Täufers.

Bergfeuer wurden entzündet und das bald auf jeden Gipfel. Nach dem 2. Weltkrieg ging dieser Brauch fast unter, aber dank den Trachten- und Heimatvereinen tut sich die Jugend wieder zusammen und belebt immer mehr diesen Brauch.

Das Ereignis wurde schon in der germanischen Zeit groß gefeiert. Man zündete ein Feuer zu Ehren der Götter an und feierte den Tag. Ist das Feuer dann spät in der Nacht langsam zur Glut erloschen, taten sich die Paare zusammen, die im kommenden Jahr heiraten wollten. Sie nahmen sich bei der Hand, nahmen Anlauf und sprangen gemeinsam über das erlöschende Feuer. Kamen sie heil darüber, ohne, dass die Kleidung Feuer fing oder angekokelt wurde, bedeutete dies, dass sie im gleichen Jahr Hochzeit feiern würden.

Aber nicht nur dieser Brauch hat sich überliefert. Da um diesen Zeitraum auch das Johanniskraut blüht, trocknet man die Blüten, um einen Tee zur Beruhigung der Nerven aufbrühen zu können. Den Johanniskrauttee kann man aber auch teuer in der Apotheke kaufen.

Ebenfalls aus den Blüten des Johanniskrauts, kann man das Johanniskrautöl herstellen. Da braucht man nicht viel dazu:

eine Glasflasche oder ein Weckglas für 1 – 1 ½ l Flüssigkeit, 1 Liter gutes Olivenöl und voll erblühte Johanniskrautblüten.

Die voll erblühten Johanniskrautblüten werden locker bis zur ¾ Höhe in den Glasbehälter geschichtet. Dann werden diese mit Olivenöl übergossen und verschlossen an einem warmen, hellen Ort abgestellt.

Nach etwa 6 Wochen färbt sich das Öl leuchtend rot. Durch ein Sieb lässt man alles ablaufen und presst den Blütenrückstand noch ein wenig aus.

Das Johanniskrautöl hilft bei Hexenschuss, Verstauchungen und Blutergüssen. Wundnarben damit täglich ein wenig eingeölt, werden weich und verheilen schön.

In bestimmten Gegenden Bayerns erzählt man von dem Brauch, bestimmte Kräuter zu sammeln – Margariten, Johanniskraut und Klee – , daraus wird ein Kranzl gewunden. So ein Kranzl wurde früher sogar unter das Kopfkissen gelegt, als Heilmittel gegen allerlei Krankheiten. Auch an die Fensterläden hängte man ein Kranzl um sich vor Blitzschlag mit seinen bösen Folgen zu schützen.

 

Die Johannisnacht ist eine Losnacht. In ihr hat man die Zukunft erschließen, in die Tiefen der Natur schauen und wundertätige Kräfte wecken können. Eine weitverbreitete Vorstellung war, dass man sich Menschen in dieser Nacht mit besonderen Kräutern gefügig machen konnte.

In manchen gebirgigen Gegenden besonders auch in Tirol hat sich das „Scheibenschlagen“ erhalten. Junge Burschen gehen auf einen Hügel und machen dort ein Feuer. Ein altes Wagenrad wird mit Pech bestrichen oder Baumscheiben aus Buchen-, Erlen- und aus Zirbelholz und auf einer hohen Stange aufgesteckt. Wenn dann das Johannifeuer angezündet wird, wird das Rad/Scheiben im Feuer angezündet und wenn es richtig brennt mit Schwung in die Luft geschleudert und den Abhang hinunter rollen lassen.

Früher war es üblich für das Johannifeuer Holz zu sammeln. Die Burschen gingen von Haus zu Haus und sagten ein Sprüchlein vor, niemand durfte den Beitrag verweigern:

„ Heiliger Sankt Veit – schick uns ein Scheit;

Heiliger Hans – ein recht ein langs;

Heiliger Sixt – ein recht ein dick`s;

Heiliger Florian – zünd unser Haus nit an:“

 

Es hat auch recht grobe Sprüche gegeben:

„Wir kommen von Sankt Veit,

gebt`s uns auch a Scheit,

gebt`s uns auch a Steuer,

zu unserem Sunnwendfeuer:

wer uns keine Steuer will geben,

soll das nächste Jahr nimmer erleben!“

 

Der Brauch zeigt auch, dass man schon früher das Sonnwendfeuer als Johannifeuer gewertet hat, denn man hat angebrannte Scheite mit fortgetragen und noch in der gleichen Nacht in den Flachsacker gesteckt. Auch der Sprung über das Feuer hat seine Bedeutung gehabt: „So hoch einer springt, so hoch wäschst sein Flachs in diesem Jahr.“

 

Ein besonderes Schmankerl wird neben den schmackhaften Hollerkiachl, wenn der Holler noch blüht, zum Kaffeetrinken gereicht – die Johannikiachl.

Rezept für die Johannikiachl:

 

500 g Mehl                                       abgeriebene Schale einer Zitrone

250 g Butter                                     10 hart gekochte Eier

  75 g Zucker                                    eine Prise Salz

 

500 g feines Mehl wird mit 250 g Butter, 75 g Zucker, der abgeriebenen Schale einer Zitrone und 10 hartgekochten, durch ein Haarsieb gestrichenen Eidottern, nebst einer Prise Salz zu einem glatten Teig verarbeitet/verknetet. Dann wellt man ihn ca. 1 cm dick mit einem Weinglas zu kleinen runden Kuchen aussticht und auf ein Blech legt, mit der Gabel mehrmals einsticht und mit gelinder Hitze (ca. 160 Grad) ca. 1 Stunde gelb backt.

Nach dem Erkalten belegt man sie mit Obstmarmelade oder frisch gekochtem Johannisbeergelee. Wer es ein wenig feiner will, sticht den Teig mit 3-4 cm im Durchmesser großen Ausstechformen aus.

Guten Appetit !