Donaugau-Trachtenverband
Bräuche im Jahreslauf

Bräuche im Jahreslauf

Januar

Januar

 

Rauhnächte

Die Rauhnächte sind Nächte um den Jahreswechsel, nämlich 24.12. – 06.01. Ihnen wurde eine besondere,  mystische Bedeutung zugedacht.

Die vier wichtigsten:

21./22.12 = Thomasnacht, Wintersonnwende

24./25.12 = Heiliger Abend, Christnacht

31.12./1.1. = Jahreswechsel

05./06.01. = Heilig-Drei-Könige

Wortherkunft:

– mittelhochdeutsch haarig = mit fellbekleidete Dämonen

– von Räuchern

Bräuche:

– Perchtenlaufen = Vertreiben von Dämonen

– Befragen von Orakeln = Bleigießen in der Silvesternacht

– Wettervorhersagen fürs kommende Jahr = so wie das Wetter von 24.12. – 06.01. ist, so wird es im kommenden Jahr von Januar bis Dezember

– zwischen den Jahren: keine Unordnung  im Haus = Dämonen kommen

– keine weiße Wäsche aufhängen = Dämonen holen sie als Leichentuch

– Ausgangsverbot für Frauen und Kinder nach Einbruch der Dunkelheit

Die Vorschriften wurden von Perchten überwacht.

 

Heilig-Drei-König (06. Januar)

Nach dem Matthäus-Evangelium waren es 3 Weise bzw. Sterndeuter aus dem Morgenland. Sie folgten dem Stern nach Bethlehem zur Krippe.

Bild1

Als Geschenke brachten sie

Gold = Königskind,

Myrrhe = Pflanze zur Arzneiherstellung, Jesus der Heiler bzw. Heiland

und

Weihrauch = Zeichen eines zukünftigen, hohen Priesters

mit.

 

Bild2
Dreikönigsschrein

Die überlieferten Namen sind Caspar, Melchior und Balthasar. Die Reliquien der 3 Könige wurden im Mailänder Dom aufbewahrt. Nach der Eroberung Mailands durch Kaiser Barbarossa wurden sie nach Köln gebracht. Sie werden im Dom im Dreikönigsschrein aufbewahrt.

 

 

 

Bräuche:

– Dreikönigskuchen

– Sternsingen: Ursprünglich als Könige verkleidete Leute gingen von Haus zu Haus, um ein Zubrot im Winter zu verdienen.

Später: Ministranten, Kommunionkinder sammeln als 3 Könige verkleidet Spenden für die Mission. Sie schreiben an die Haustür „20 C-B-M 15“ und wünschen Glück fürs neue Jahr.

C-B-M bedeutet: „Christus mansionem benedicat“ = „ Christus segne dieses Haus“.

– Ausräuchern: Die Kräuterbuschen von Maria Himmelfahrt werden verbrannt und durch Haus und Hof getragen. Der Rauch soll böse Geister und Krankheiten im kommendem Jahr von Haus und Leute fernhalten.

– Weihwasserweihe

Februar

Februar

 

Fasenickl, Fosanegl, Fosanigl

= durch seine aufwendigen Kostüme und seine Bräuche eine, der schillerndsten Fasenachtsfiguren im deutschsprachigen Raum. Gehören zu den allemanischen Fasnetfiguren.

image2

Der Fasenickl kommt aus Kipfenberg (Altmühltal). Zwischen den Fasenickl gibt es jedoch feine Unterschiede, die sich in der Ausschmückung des Anzugs oder in den holzgeschnitzten Masken äußern. Im näheren Umkreis des Donaugaus gibt es die:

Kipfenberger Fasenickl

Enkeringer Fosanigl

Kindinger Fosanegl

Töginger Schecken

Hilpotsteiner Flecklasmänner

Gredinger Pumpernickl

Lupburger Fleck

Allersberger Flecklashexen

Pleinfelder Hummeln

und die

Hörnerböck Ursprünge

Der Brauch geht in die vorchristliche Zeit zurück. Man wollte das Dunkle, Böse, den Winter vertreiben. Da-zu gings laut her: mit Peitschenknallen, Glocken, Schellen und Gejole wollte man´s austreiben. Während der Pestzeit, trugen die Menschen, die die Pestkranken und Pesttoten aus den versorgten und bestatte-ten, die Nicklanzüge. Man glaubte diese Anzüge schützten vor Ansteckung. Schriftliche Aufzeichnungen gehen bis in den Barock (= 19. Jahrhundert) zurück. In den 50er Jahren belebte man den Brauch in Ki-pfenberg und im Altmühltal neu.

Das Kostüm:
Auf einen Leinenanzug werden ca. 7000 rote Filzrauten genäht und mit einer ca. 40 Meter langen handge-knüpften Wollborte eingerahmt.
Die Maske wird aus Lindenholz geschnitzt. Auf der Kopfhaube sitzt ein Hahnenfederbusch mit Schellen-baum und bunten Bändern.

Schnalzen:
Sie Schnalzen mit der Kurzstielpeitsche. Durch das Schnalzen sollen im Winter böse Geister und schwere Krankheiten vertrieben werden.

Jeden unsinnigen Donnerstag findet am späten Nachmittag auf dem Marktplatz das Preisschnalzen statt. In Einzel-, Doppel-, Dreier- und Vierergruppen werden die besten Goaßlschnalzer vom Oberfasenickl der Ge-meinde gekürt; mit und ohne Nicklkostüm. Vorher findet schon am Vormittag das Nickllaufen durch den Ort statt. Die Geschäfte werden von den Fasenickl gestürmt und besetzt. Auslöse in Form von Flüssigem muss gezahlt werden. Frauen und Mädchen werden entführt und umher getragen. Danach gehen die Nickl zum Bäcker und fädeln Brezeln auf ihre Goaßl, die sie um den Körper wickeln. Dann geht´s ab in die Schule. Dort bekommen die Kinder unter viel „Gösucht“-Geschrei die Brezeln und dürfen danach nach Hause ge-hen.
Man kann alte Fasenicklkostüme und Masken im Fasenicklmuseum in Kipfenberg, im Torbäckhäuschen, besichtigen.

 

 

 

Maria Lichtmess (02. Februar)

= Fest Darstellung des Herrn

Jesus wurde als Erstgeborener im Tempel Gott geweiht und Opfer, z.B. Tauben, wurden dargebracht.

 

Bild3

 

Bräuche:

– Lichterprozession: Der Brauch geht bis in das 5. Jahrhundert zurück. Zukünftige Herrscher wurde bei ihrem ersten Besuch in einer Stadt entgegengegangen und in die Stadt geleitet. Auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem lag ein Kloster, das von Hikelia gegründet wurde. Sie gab ihren Mönchen Kerzen mit, um den neuen Herrn entgegenzu-gehen und ihn sicher in die Stadt zu bringen. So entstand die Lichterprozession an Lichtmess, die heute noch in katholischen Gemeinden, wie beispielsweise in Gaimersheim, stattfindet.

– Lichtmesspfannkuchen: Als man nach diesen Lichterprozessionen nach Hause kam, gab es oft erst die Abendmahlzeit. Die Hausfrau hat etwas schnelles auf den Tisch gebracht und so war es üblich, Pfannkuchen auszubacken.

Dazu weis man folgenden Brauch: Kann die Hausfrau den Pfannkuchen ohne Hilfsmittel wenden, dann geht der Frau das ganze Jahr das Geld nicht aus.

– Kerzenweihe in der Kirche: Heute geht man an Maria Lichtmess überwiegend in die Kirche, um alle Kerzen, die man während des Jahres benötigt, weihen zu lassen z.B. Osterkerzen, Haushaltskerzen, Adventskranzkerzen usw.

 

Beginn des Bauernjahres:

– Dienstbotenwechsel: Dienstboten konnten nur einmal im Jahr den Dienstherrn wechseln. Der Dienstherr stellte an Lichtmess ein bzw. aus. Diese gingen zum Schlenkeln.

– Schlenkelweil = Urlaub. Dazu bekamen die Dienstboten, die am gleichen Platz blieben ein Schlenkelbrot mit auf den Weg, damit sie nicht hungern mussten.

Traditionell schenkte der Dienstherr seinen Knechten und Mägden neue Schuhe. Zum einem als Geschenk für die gute Arbeit, zum anderen für die Arbeitsplatzsuche.

Knechte schenkten den Mägden, die ihre Betten aufschüttelten, überzogen und die Wäsche machten, Wachsstöckl, die oft reich verziert waren. Je fleißiger die Magd, desto schönere Wachsstöckl, die dann in den Aussteuerschrank der Mädchen kamen.

Kechte und Mägde zogen während dem Jahr Tiere, z.B. Hühner auf. Wenn der Bestand zu groß war, durfte der „Überschuss“ an Lichtmess verkauft werden. Der Erlös gehörte den Dienstboten.

– Schulden wurden bis Lichtmess beglichen

 

Spruch zu Lichtmess:

– Länge des Tageslichts gegenüber der Wintersonnwende (=längste Nacht im Jahr). Oft konnte ab Lichtmess ohne Kerzen zu Abend gegessen werden.

 

An Weihnachten an Hahnentritt

An Neujahr an Mannerschritt

An Dreikönig an Hirschensprung

An Lichtmess a ganze Stund

 

Bauernregeln:

Ist’s an Lichtmess klar und hell, kommt der Frühling nicht so schnell.

Wenn an Lichtmess der Dachs seinen Schatten sieht, geht er nochmal für sechs Wochen in den Bau.

März

Österliches Sticken

„Es hat ihr Herz mit Weisheit erfüllt, allerlei Werk zu wirken und zu sticken
mit blauem und rotem Purpur und mit Weben, dass sie machen allerlei Werk
und kunstreiche Arbeit erfinden!“ 2.Moses 36, 8ff

Das Sachgebiet Brauchtum hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, gerade
auch in dieser uns allen auferlegten „Pandemieauszeit“, auf Althergebrachtes
aufmerksam zu machen und vielleicht auch wieder neu zu entdecken und zu
beleben.

Stickanleitung Auferstehungsfähnchen
für das gebackene
Osterlämmchen

Stickanleitung Salzsäckchen

Stickanleitung Schraubverschlussabdeckung

Nicht nur alles Neue und Moderne ist gut, sondern es gilt auch das Alte zu
bewahren und den Nachfahren zu erhalten. Vielleicht fragen uns mal unsere
Enkel und Urenkel, wie manches früher aussah oder gemacht wurde, für was
man es brauchte. Der Eindruck, dass unsere Jugend sich in unserer
multikulturellen Welt verstärkt auf ihre Wurzeln besinnt, bestätigt sich immer
mehr. Sie tun dies auf ihre ganz besondere Art und Weise, aber deswegen muss
es nicht schlechter sein. Unsere Jugend trägt z.B. wieder Lederhosen und Dirndl,
zwar mit Turnschuhen und anderen Firlefanz, aber sie trägt`s wieder, wenn sie
dann älter sind, achten sie wahrscheinlich wieder auf das Traditionelle. Immer
mehr jugendliche Volkstänzer gibt es und schaut man in die Medien entdecken
wir viele junge Volksmusikanten.

Einer dieser alten Bräuche ist das österliche Sticken z. B. von Weihetüchern,
Auferstehungsfähnchen, Herstellen von Salzsäcken, Kerzenmanschetten und
Schraubverschlussabdeckungen, Ostereier überziehen, Türschleifen sticken,
Tischdecken und Mitteldecken. Egal ob Mädchen oder Bub, ob Frau oder Mann,
das Sticken ist seit jeher eine Form von Vermitteln und Weitergeben.
Die Stickerei bewahrt uraltes Gedankengut, ehrwürdige Zeichen, die Sinnbilder
ganzer Epochen in der unscheinbaren Form weiblicher Handarbeit.

Mit großer Selbstverständlichkeit hat früher die Religion im Leben der
Menschen gestanden. Das Kirchenjahr beherrschte vom Advent bis zur
Auferstehung das Dasein. Bedeutungsvolle christliche Symbole, vermischten
sich mit heidnischen Vorstellungen in die Glaubenswelt der Menschen, die bis
heute noch nicht ganz verschwunden sind.
Freilich hat sich im Fühlen und Denken der Menschen manches verändert, alte
Vorstellungen sind neuzeitlichen, vom rationalen Geist bestimmten
Anschauungen gewichen – auch in den ländlich geprägten Gebieten. Aber
nirgends erhielten sich die alten Sitten und Gebräuche unverfälschter als in den
Bräuchen des Jahreslaufes. So ranken sich auch viele Bräuche um die Fastenzeit
und um Ostern, der Auferstehung Christi.

Einer dieser Bräuche ist der Brauch des „Geweicht-Essens“, des Verspeisens
der an Ostern in der Kirche gesegneten Nahrungsmittel. In den Familien, die
noch zur Kirche gehen und die christlichen Feste noch einigermaßen pflegen,
legt man großen Wert darauf, das die Nahrungsmittel, auf die man früher in der
Fastenzeit verzichtet hatte, am Ostersonntag mit in die Frühmesse genommen
werden, um sie dort segnen oder besser gesagt „weihen“ zu lassen.
Nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts (1. und 2. Weltkrieg) gingen viele
Bräuche verloren. So auch, dass man die Speisen zur Weihe in einem Korb zur
Kirche mitnimmt. Der Korb war mit einem schön gestickten „Weihdirchal“
abgedeckt.
Wir haben die Nahrungsmittel in eine Tasche mit Reißverschuss gelegt, dieser
musste dann unbedingt beim Segnen geöffnet werden, um die „Weich“
einzulassen. Außerdem mussten die Eier „angepeckt“ sein, damit auch die
„Weich“ dahinein kommt. Dann trug man die Speisen heim und aß sie zum
„Kaffä!“.

Wie schön ist es jedoch ein Körbchen mit einem schönen Weihtüchl abgedeckt
in die Kirche zu tragen.
„Die Fülle unseres Wohlstandes schlägt sich darin nieder!“
Neben roten und anders farbigen Eiern, die die Auferstehung, das Leben und
die Fruchtbarkeit symbolisieren, werden
Brot, das Lebensbrot,
Schinken, die Fülle der Nahrung,
Salz, als Würze des Lebens,
Kren, als Erinnerung an die Bitternis des Lebens,
und eventl. ein gebackenes Auferstehungs-Lämmchen oder Butter/Schmalz in
den Korb gelegt. Das gestickte Weihetüchlein unterlegt, aufgelegt oder
eingeschlagen dient den Speisen als Schutz und Schmuck. Solch ein kultisches
Tuch verleiht dem Korb Würde und etwas besonders Festliches. In diesem Sinne
sollte es auch andächtig gestaltet werden.

Ein so schön gestaltetes Weihetücherl wie unten im Bild, ist für den Anfang ein
bisschen schwer zum Sticken. Daher dachten wir, wir zeigen euch mal wie man
ein Auferstehungsfähnchen für das gebackene Osterlamm, ein Salzsäckchen und
ein Schraubverschlussdeckerl herstellt und stickt.

Dazu einige Bilder:

 

Bei der Österlichen Stickerei ist dreierlei zu beachten: dazu benötigt man
Weißes Leinen
Rotes Stickgarn
Motive der Auferstehung, des Lichtes, des Lebens und der Freude.
Die Symbole der Karwoche, wie z.B. die Leidenswerkzeuge haben auf diesen
Stickereien nichts zu suchen, denn Leid und Tod sind überwunden.
Die Muster der Stickerei sollten aus dem religiösen Symbolen der österlichen
Verkündigung stammen.
Lamm mit Siegesfahne
Sonne
Kranz der Ewigkeit
Christus – oder Jesusmonogramm
Das sind zentrale Motive, die immer den Mittelteil des Stickgutes schmücken
sollten. Die Begleitmuster in den Ecken und an den Rändern, bzw. auf übrigen
freien Flächen können aus dem Schatz der Lebenszeichen, wie Bäume, Blumen,
Vögel und Hirsche stammen. Sie sind alle Bilder der Freude.
Als einzig mögliche Farbe für ein Weihtuch bleibt ein fröhliches Rot oder Lilia
(zart oder kräftig), da dies auch die Liturgiefarbe des Ostersonntags ist und die
große Freude der Auferstehung symbolisiert. Auch kann man beides verwenden,
also dunkles und helles Rot, das ergibt eine lebendige Wirkung.
Muster zum Sticken findet ihr in Stickbüchern und im Handarbeitsladen.
Ihr könnt uns aber auch per Post oder mail schreiben, dann senden wir Euch
gerne einige Beispiele.
Unsere Adressen:
Gisela Haußner, Römerstr. 28, 85131 Preith, Tel. 98421/1484 oder
gghaussner@t-online.de
Maria Landerer, Auhang 20, 85111 Adelschlag, Tel. 08424/1897 oder
maria.landerer@gmx.de
Wir wünschen Euch viel Spaß beim
Sticken!

April

Besonderheiten im Donaugau zum Palmsonntag

Figurenprozession in Saal an der Donau, Niederbayern, Landkreis Kehlheim

1996 haben sich die Passionsspieler aus Saal entschlossen, dass Passionsgeschehen in Form einer Prozession mit zentnerschweren Figuren zu zeigen.
Dem Passionsgeschehen gedenken die Saaler mit 13 Stationen des Abendmahls:
Christus am Ölberg, Gefangennahme, Geißelung, Verspottung, Kreuzträger, Kreuzigung, Christus im Schoß der Mutter (Pita), Grablegung und der Auferstehung. Zusätzlich die Darstellung des Einzugs in Bethanien und der 5 Wundmale sowie die Begleitung durch pastorale Musik, den Abschluß bildet „das Kreuz von heute“, das mit der Aufschrift Neid, Hass, Geiz, Missgunst auf Probleme unserer heutigen Zeit hinweist.
200 Träger bewegen die zentnerschweren Figuren durch Saal. Die 13 Stationen werden von Trägern begleitet, die mit Vortragskreuzen, Vortragsengeln, Kandelabm und Fahnen ausgestattet sind.
Die Mitwirkenden kommen aus allen Bürgerkreisen Saals, sowie katholischen und evangelischen Christen.
Diese Prozession ist einzigartig in ganz Ostbayern.

Palmsonntag – Bräuche im Altmühl/Donauraum sowie anderen Regionen

Palmsonntag

Die Oster- oder Karwoche beginnt mit dem Palmsonntag. An dem Tag wird dem Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem gedacht. Er ist der sechste Fastensonntag und leitet die Karwoche ein.

Bei uns und allgemein in katholischen Gegenden werden zum Andenken an die Bibelgeschichte „Einzug von Jesus in Jerusalem“ am Palmsonntag Palmbuschen oder Palmbüschel gebunden und dann am Sonntag mit in die Kirche getragen, die dort dann vom Pfarrer geweiht werden. Als Jesus in Jerusalem einritt, legten die Menschen Palmzweige auf den Weg. Die Straßen damals waren noch nicht gepflastert, sie waren staubig und dreckig. Die Menschen wollten jedoch, dass Jesus sauber und rein in die Stadt kam, deshalb legten sie die Palmzweige über die Straße. Und in Erinnerung daran werden nun die Palmbüschel gebunden und gesegnet. Je nach Gegend werden die Palmbüscherl als Handstrauch gebunden, oder auf Haselnussstecken gebunden.

Der Palmbüschel oder -buschen besteht aus immergrünen Zweigen z.B. Buchs, Thuja, Seidelbast, Fichte, Salweide, Haselstrauch, Tanne, Wacholder (schützt vor Krankheit) oder Weide. Diese immergrünen Zweiglein  sollen das Immerwährende, das Leben symbolisieren, denn Jesus Christus ist immer bei uns, all überall. Er wird immer bestehen.

Hinein gehört auf jeden Fall, wenn vorhanden auch dürres Eichenlaub, dies steht als Zeichen des Vergänglichen.

In manchen Gegenden werden aus Krepppapier rote Röschen gefertigt und ebenfalls mit rein gebunden. Das Rote soll das Blut Christi darstellen. Einige Regionen stecken auch ausgeblasene, rot bemalte und auf Äste oder Schaschlikstäbchen gesetzte/geklebte Eier hinein.

Ebenso gehören, Palmkätzchen (Weidenkätzchen) und Haselnussblüten (-würstl) hinein, sie symbolisieren die Auferstehung und das sich neu entfaltende Leben.

Die fertigen Palmbuschen werden mit einer Schleife versehen und mancherorts auf große Stecken gebunden. Die Stecken sollen die Königswürde, den Zepter, symbolisieren.

Im Dom zu Eichstätt werden die Palmbuschen auf Stecken bis zu 3-5 m gesetzt und von den Ministanten zum Gottesdienst getragen.

Palmbuschen, die ein wenig anders aussehen findet man im Berchtesgadener Land, dort werden auf den Zweigen noch gefärbte Hobelspäne  und bunte Bänder gebunden, diese sollen von der Freude der kommenden Auferstehung zeugen.

 

Palmröserl aus Krepppapier

 

 

   

 

Palmbrezeln

In manchen Gegenden, z. B. Schwaben, bäckt man an diesem Tag Palmbrezeln.

Diese werden überwiegend aus Hefeteig hergestellt. Man kann sie jedoch auch als Zuckerbrezeln mit Blätterteig herstellen oder auch mit Anis würzen.

Diese Palmbrezeln gibt es in Schwaben am Palmsonntag zum Frühstück oder zum Nachmittagskaffee. Früher schenkten die Burschen ihren Mädchen eine Palmbrezel als Liebeszeichen und die Kinder bekamen von ihrem Paten eine Brezel geschenkt.

 

Palmbrezeln mit Hagelzucker bestreut, geht aber auch mit Rosinen

 

 

 

 

 

Palmesel

Andern Orts gibt es auch noch den Brauch des Palmeselreitens. Entweder werden zur Palmprozession echte Esel dazu geholt, auf denen meist ein Messdiener/Ministrant reitet oder wie es früher üblich war, hölzerne Esel auf Rädern oder Wagen gezogen und so in der Prozession mitgeführt. Die hölzernen Esel gibt es kaum mehr, sie wurden von der Kirche teilweise verboten, weil nach dem Gottesdienst mit diesen Holzeseln Unsinn getrieben wurde, und das Ganze volksfestartige  Auswüchse annahm.

Wir haben bloß noch den 2 füßigen Palmesel, das ist der, der am Palmsonntag als letzter aus dem Bett kommt.

 

 

Palmsonntag in Ingolstadt vor dem Münster

 

 

 

 

 

Bräuche

Mit den Palmkätzchen und den Palmbuschen ist so mancher Volksglaube verbunden.

Mancherorts trägt man den „Palmbuschen“ nach der Weihe dreimal ums Haus, um – so der Volksglaube – Schutz vor Blitz, Feuer, Krankheit und Unglück zu erbitten.

Gesegnete Palmzweige werden auch  in den Acker gesteckt, für eine gute Ernte. Einzelne Zweige der Palmkätzchen werden zudem an das Vieh verfüttert, um auch für sie den Segen für das kommende Jahr zu erbitten. Weit verbreitet ist der Brauch, einzelne Zweige zu Hause in der guten Stube hinter dem Kreuz im Herrgottswinkel  oder an der Haustüre zu befestigen. Stets verbleiben sie ein Jahr an Ort und Stelle, werden dann verbrannt, um durch einen frischen Palmbüschel ersetzt zu werden.

Mai

Regeln zum Maibaum-Stehlen

Der Vorsitzende des Sachgebiets Mundart-Brauchtum-Laienspiel des bayerischen Trachtenverbandes gab auf Anfrage der Brauchtumspflegerin folgendes bekannt:

1. Es gibt keine festgeschriebenen Regeln fürs Maibaum-Stehlen!

2. Wann darf man einen zum Maibaum vorgesehen Baum stehlen?
Der Baum darf auf keinen Fall im Wald gestohlen werden, da man dies als
Holzdiebstahl bewerten kann.
Sobald er jedoch auf einem Grundstück, Halle… zum Lagern aufbewahrt wird,
ist er „stehlfähig“. Egal ob er ungeschält, geschält, bearbeitet oder schon bemalt ist.

3. Darf man einen Maibaum am Karfreitag stehlen?
Es steht nirgends, dass man an einem Karfreitag keinen Baum stehlen darf.
Jedoch kann man es schon als geschmacklos und dem Brauchtum eher schäd-
lich bezeichnen, wenn an so einem hohen kirchlichen Feiertag, wie dem
Karfreitag, der Baum gestohlen wird. Eigentlich nur, weil man annimmt,
dass gerade an so einem Tag der Baum schlecht oder nicht bewacht wird.

4. Wann muss ein „Maibaum“, wenn man erwischt worden ist, wieder zurückgebracht
werden?
Sobald die Diebe während des Abtransports ertappt werden und von den Baumbesitzern/Helfer/Bewacher jemand die Hand auf den Baum legt, muss der Baum sofort wieder zurückgebracht werden. Dies gilt bis zur Ortsgrenze. Alles was darüber hinaus geht, ist nicht gültig.
Für den Maibaum ist üblicherweise eine Lösegeld zu zahlen, dass im üblichen
Rahmen (Bier und Brotzeit) ausfallen soll. Dabei soll nicht übertrieben werden,
und beide Parteien werden sich gütlich und friedlich einig.
Es ist Verhandlungssache, wer und wann den Baum wieder in die bestohlene Ortschaft bringt, entweder die „Stehler“ oder die „Bestohlenen“.

5. Es sollte möglichst kein größerer Sachschaden während Stehlens geschehen!
z.B. kann man ein kleines Vorhängeschloss schon mal aufzwicken, das man jedoch danach auch wieder ersetzt.

6. Bringt man einen Baum wieder zurück, sollte dieser ebenfalls nicht beschädigt und
schon gar nicht zersägt sein!

Es ist sehr schade, dass es immer wieder Zeitgenossen gibt, die altes Brauchtum übertreiben und/oder Schaden anrichten und falsch interpretieren. Damit zerstören sie überlieferte Traditionen, das dazu führen kann, dass alles reglementiert und eventl. sogar verboten wird.
Das ist falsch verstandenes Brauchtum, dass mit Tradition nichts mehr zu tun hat.
Anstatt, dass man sich freut, dass es immer noch Buam und Dirndln gibt, die darin noch Sinn und Freude finden.

Gisela Haußner
Brauchtumspflegerin Donaugau

Juni

Johanni

Am 24. Juni feiert der hl. Johannes – „Sommerhans“ – seinen Namenstag. An dem Tag wird auch die Sommersonnenwende gefeiert, man zündet Johannisfeuer an, an denen man Stockbrote bäckt. Um diesen Zeitraum sind die ersten Kräuter schon voll in der Blüte (Johanniskraut). Zum Namenstag wird verschiedenes gebacken z.B. das Sonnenrad, Hollerkiachl und die Johannikiachl.

 Wenn der Volksmund von Sonnwend spricht, meint er auch heute noch nicht den 21. Juni, den Tag des höchsten Sonnenstandes; er meint vielmehr den Johannistag, den 24. Juni. Gefeiert hat man, im Allgemeinen jedenfalls, den Vorabend zum Tag Johannes des Täufers.

Bergfeuer wurden entzündet und das bald auf jeden Gipfel. Nach dem 2. Weltkrieg ging dieser Brauch fast unter, aber dank den Trachten- und Heimatvereinen tut sich die Jugend wieder zusammen und belebt immer mehr diesen Brauch.

Das Ereignis wurde schon in der germanischen Zeit groß gefeiert. Man zündete ein Feuer zu Ehren der Götter an und feierte den Tag. Ist das Feuer dann spät in der Nacht langsam zur Glut erloschen, taten sich die Paare zusammen, die im kommenden Jahr heiraten wollten. Sie nahmen sich bei der Hand, nahmen Anlauf und sprangen gemeinsam über das erlöschende Feuer. Kamen sie heil darüber, ohne, dass die Kleidung Feuer fing oder angekokelt wurde, bedeutete dies, dass sie im gleichen Jahr Hochzeit feiern würden.

Aber nicht nur dieser Brauch hat sich überliefert. Da um diesen Zeitraum auch das Johanniskraut blüht, trocknet man die Blüten, um einen Tee zur Beruhigung der Nerven aufbrühen zu können. Den Johanniskrauttee kann man aber auch teuer in der Apotheke kaufen.

Ebenfalls aus den Blüten des Johanniskrauts, kann man das Johanniskrautöl herstellen. Da braucht man nicht viel dazu:

eine Glasflasche oder ein Weckglas für 1 – 1 ½ l Flüssigkeit, 1 Liter gutes Olivenöl und voll erblühte Johanniskrautblüten.

Die voll erblühten Johanniskrautblüten werden locker bis zur ¾ Höhe in den Glasbehälter geschichtet. Dann werden diese mit Olivenöl übergossen und verschlossen an einem warmen, hellen Ort abgestellt.

Nach etwa 6 Wochen färbt sich das Öl leuchtend rot. Durch ein Sieb lässt man alles ablaufen und presst den Blütenrückstand noch ein wenig aus.

Das Johanniskrautöl hilft bei Hexenschuss, Verstauchungen und Blutergüssen. Wundnarben damit täglich ein wenig eingeölt, werden weich und verheilen schön.

In bestimmten Gegenden Bayerns erzählt man von dem Brauch, bestimmte Kräuter zu sammeln – Margariten, Johanniskraut und Klee – , daraus wird ein Kranzl gewunden. So ein Kranzl wurde früher sogar unter das Kopfkissen gelegt, als Heilmittel gegen allerlei Krankheiten. Auch an die Fensterläden hängte man ein Kranzl um sich vor Blitzschlag mit seinen bösen Folgen zu schützen.

 

Die Johannisnacht ist eine Losnacht. In ihr hat man die Zukunft erschließen, in die Tiefen der Natur schauen und wundertätige Kräfte wecken können. Eine weitverbreitete Vorstellung war, dass man sich Menschen in dieser Nacht mit besonderen Kräutern gefügig machen konnte.

In manchen gebirgigen Gegenden besonders auch in Tirol hat sich das „Scheibenschlagen“ erhalten. Junge Burschen gehen auf einen Hügel und machen dort ein Feuer. Ein altes Wagenrad wird mit Pech bestrichen oder Baumscheiben aus Buchen-, Erlen- und aus Zirbelholz und auf einer hohen Stange aufgesteckt. Wenn dann das Johannifeuer angezündet wird, wird das Rad/Scheiben im Feuer angezündet und wenn es richtig brennt mit Schwung in die Luft geschleudert und den Abhang hinunter rollen lassen.

Früher war es üblich für das Johannifeuer Holz zu sammeln. Die Burschen gingen von Haus zu Haus und sagten ein Sprüchlein vor, niemand durfte den Beitrag verweigern:

„ Heiliger Sankt Veit – schick uns ein Scheit;

Heiliger Hans – ein recht ein langs;

Heiliger Sixt – ein recht ein dick`s;

Heiliger Florian – zünd unser Haus nit an:“

 

Es hat auch recht grobe Sprüche gegeben:

„Wir kommen von Sankt Veit,

gebt`s uns auch a Scheit,

gebt`s uns auch a Steuer,

zu unserem Sunnwendfeuer:

wer uns keine Steuer will geben,

soll das nächste Jahr nimmer erleben!“

 

Der Brauch zeigt auch, dass man schon früher das Sonnwendfeuer als Johannifeuer gewertet hat, denn man hat angebrannte Scheite mit fortgetragen und noch in der gleichen Nacht in den Flachsacker gesteckt. Auch der Sprung über das Feuer hat seine Bedeutung gehabt: „So hoch einer springt, so hoch wäschst sein Flachs in diesem Jahr.“

 

Ein besonderes Schmankerl wird neben den schmackhaften Hollerkiachl, wenn der Holler noch blüht, zum Kaffeetrinken gereicht – die Johannikiachl.

Rezept für die Johannikiachl:

 

500 g Mehl                                       abgeriebene Schale einer Zitrone

250 g Butter                                     10 hart gekochte Eier

  75 g Zucker                                    eine Prise Salz

 

500 g feines Mehl wird mit 250 g Butter, 75 g Zucker, der abgeriebenen Schale einer Zitrone und 10 hartgekochten, durch ein Haarsieb gestrichenen Eidottern, nebst einer Prise Salz zu einem glatten Teig verarbeitet/verknetet. Dann wellt man ihn ca. 1 cm dick mit einem Weinglas zu kleinen runden Kuchen aussticht und auf ein Blech legt, mit der Gabel mehrmals einsticht und mit gelinder Hitze (ca. 160 Grad) ca. 1 Stunde gelb backt.

Nach dem Erkalten belegt man sie mit Obstmarmelade oder frisch gekochtem Johannisbeergelee. Wer es ein wenig feiner will, sticht den Teig mit 3-4 cm im Durchmesser großen Ausstechformen aus.

Guten Appetit !

 

Juli
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August
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September
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Oktober

Kirchweih

Das Kirchweihfest = Weihe der Kirche = Namenstag der Kirche = Patrozinium! auch Allerweltskirchweih genannt.
Andere Bezeichnungen dafür: Kirta, Kerwa, Kirmes, Kerwe, Kärwa, Kerb, Kilbi.Es ist ein Hochfest der Kirche.
Jede neu errichtete christliche Kirche wird, bevor sie von den Gläubigen genutzt wird, geweiht. Der göttlichen Segen über das errichtete Gebäude ist für die Christen sehr wichtig. Als Ausdruck der Freude über dieses Ereignis, feiert man jährlich die Einsegnung der Kirche.
Eine kath. Kirche ist meistens einem Heiligen geweiht z.B. St. Johannes, St. Brigida.
Jedoch auch dem Hl. Geist, der Hl. Familie oder Maria Himmelfahrt. In der heutigen Form wird immer am 3. Sonntag im Oktober gefeiert.
Der Kirchweihtag war einst ein Feiertag. Es wurde schon einen Tag vor und einen Tag nach dem Namenstag der Kirche gefeiert. Die Dienstboten hatten frei. Die Bevölkerung der Nachbargemeinden feierten mit. Oft wurden nach dem Gottesdienst Märkte abgehalten, auf denen sogar getanzt wurde. Und wie es oft kommt, begannen die Burschen nach Alkoholgenuss zu Streiten und zu Raufen.
Das hatte zur Folge, dass viele der „Ehalten“ am nächsten Tag wegen Krankheit oder Rausches nicht arbeiten konnten. Und da fast jedes Dorf eine Kirche mit verschiedenen Kirchweihen hatte, wurde an vielen Tagen die Arbeit schlecht oder gar nicht gemacht. Es gab viele Klagen, dass die Vergnügungsveranstaltungen zu viel und der Alkoholkonsum zu hoch sei. Da beschloss die Obrigkeit 1868, dass Kirchweihfest nur an einem Tag, und zwar nur jeden 3. Sonntag im Oktober gefeiert werden durfte. Die Ernte war vorbei und man hatte Zeit zum Feiern.
Bräuche:
Für das leibliche Wohl werden Kirchweihkiachl, Kirta-Nudeln gebacken und zum Mittagessen gibt`s „a guats Kirtagansal“ (Kirchweihgans)
In Bayern werden nördlich der Altmühl Kirchweihbäume (Kerwabaam) aber keine Maibäume aufgestellt. Die Kirchweihbäume werden auch nicht so schön geschmückt:
Die Baumrinde bleibt, 2-3 Kränze werden befestigt und der „Gipfling“ wird mit bunten Bändern behangen.
Ist der Baum aufgestellt, wird vom Kirchturm der „Zachäus“ rausgehängt. Das ist die Kirchweihfahne, die im Volksmund so bezeichnet wird. Früher war sie in den Farben rot/weiss, die neuen Fahnen in den Kirchenfarben gelb/weiss.
Abends findet der Kirchweihtanz statt. Oft wird um den Baum getanzt, in anderen Regionen in der Gastwirtschaft.
In der Nacht vom Samstag auf Sonntag nehmen die Burschen im bay. Wald alles mit, was in den Gärten rumliegt und nicht aufgeräumt wurde. Sie bringen alles zum Kirchweihbaum. Dort können die gesammelten Gegenstände von den Bestitzern wieder abgeholt werden, das nennt sich Kirtazamtragn!
Im Juragebiet, oberhalb Eichstätt, hat sich der Brauch des Kerwabou und des Kerwamoidl gehalten. Unverheiratete Burschen und Mädchen wählen ein Kirchweihpaar. Dieses wird am Kirchweihsonntag mit Blasmusik und Gesang von der Dorfjugend von zu Hause abgeholt und zum Dorfplatz begleitet. Dort findet dann der Kirchweihtanz mit Brotzeit und Getränken statt.
Das Kirwabärtreiben in der Oberpfalz ist ähnlich. Die Burschen des Ortes wählen 2 aus, die als Bär und Treiber verkleidet von Haus zu Haus ziehen, Im Gefolge die ganze Kirchweihgesellschaft und Musikanten. Der Hausherr gibt einen kleinen Obulus, meist Essen und Trinken, und die Gesellschaft zieht zum nächsten Haus.
Zu den Vergnügungen an Kirchweih gehört bis heute auch die Kirta-Hutschn. Das ist ein Balken, der zum Schaukeln in einer Scheune aufgehängt wird. Ein Vergnügen für Jung und Alt.
Am Kirchweihfest finden heute noch viele Volksfeste statt. In ganz Bayern ist die Erlanger Bergkerwa wohl das Bekannteste.

Erntedankfest

Das Erntedankfest wird bei uns am ersten Oktobersonntag gefeiert.
Für eine gute Ernte zu Danken, war unseren heidnischen Vorfahren schon ein großes Anliegen. Gerade in einer Zeit in der Mangelernten Hungersnöte bedeuteten, war es ein tief empfundenes Bedürfnis des Menschen, dass sie Gott dafür zu danken. Sie erfuhren, dass alle Arbeit ohne Gottes Segen vergelblich ist.
Das Erntedankfest ist daher nur aus seinen religiösen Wurzeln verständlich.
Die Griechen brachten der Göttin Demeter, der Göttin des Ackerbaus, zur Erntezeit Opfer, die Römer der Göttin Ceres.
Früher lies man die letzte Garbe auf dem Feld liegen, für die „Troadgeister“, was auf einen heidnischen Ursprung hinweist. Das letzte Fuder wurde besonders geschmückt eingebracht. Mit Girlanden und Kränzen putzten ihn die Schnitter heraus und begleiteten ihn singend zum Hof, dort überreichten die Dienstboten dem Bauern eine Erntekrone oder einen Erntestrauß. Dafür mußte der Bauer die Dienstboten beim Erntemahl freihalten. Dazu tanzte und spielte man.
Ein kaum mehr bekannter Brauch, der auf vorchristliche Zeit zurückgeht, ist das Backen von Broten in Form von Hahn und Henne zur Erntezeit. Man verbeugte sich vor den alten Fruchtbarkeitssymbolen.
Heute werden unsere Altäre in den Kirchen mit geernteten Feld- und Gartenfrüchten, sowie Blumen und Getreideähren als sogenannter „Erntealtar“ geschmückt. Daneben steht meißtens eine prächtige Erntekrone.
Und nicht nur in Rennertshofen werden seit einigen Jahren „Körnerteppiche“ gelegt.
Aus verschieden naturfarbenen Körnern werden wunderschöne biblische Bilder vor den Altar gelegt.
In Franken und bei unseren Trachtlerfreunden aus Scheie finden Erntefeste mit Ernteumzügen statt.
Das Erntedankfest wird in irgendeiner Form auf der ganzen Welt gefeiert:
z.B. in Amerika als Thanksgiving, in Japan als Niinamesai.
Im Judentum feierte man das Schawuot = Wochenfest, bei Beginn der Ernte und das Sukkot = Laubhüttenfest, das Ende der Ernte.

Unsere Donaugautanzgruppe tanzt den „Laubentanz“, und im Donaugau wird auch immer wieder der „Sicheltanz“ aufgeführt. Und da könnte man schon meinen, dass beide Tänze den Ursprung im Erntedankfest haben. Auch der „Kronentanz“ würde dazu passen.

November

Allerheiligen

Der  November ist der Trauermonat. Beginnend mit Allerheiligen, am 1. November, anschließend Allerseelen, 2. November, folgen der Totensonntag und der Volkstrauertag. An diesen Tagen stehen das Totengedenken und die Vergänglichkeit im Vordergrund. Den einzelnen Toten gedachte man am Siebten, am Dreißigsten und am Jahrtag, wobei sich Dreißigster und Jahrtag zum Teil noch erhalten haben.

Allerheiligen wird in der westlichen Kirche seit dem neunten Jahrhundert am 1. November gefeiert. Der Grundgedankte, aller verstorbenen “Heiligen”, Märtyrer und Verstorbenen, die bereits zur Vollendung mit Gott gelangt sind, zu gedenken, soll vom mittelalterlichen Theologen Alkuin stammen. Wobei mit “heilig” nicht die offizielle Heiligsprechung von Märtyrern, die wegen ihres Glaubens gestorben sind, gemeint ist, sondern es sind Menschen gemeint, die Gott einen Platz in ihrem Leben einräumen. Da es schier unmöglich ist, jedes einzelnen Heiligen zu gedenken, führte Papst Gregor IV. 835 den 1. November als Allerheiligentag ein. Er gilt als Hochfest der katholischen Kirche und ist in vielen europäischen Ländern ein gesetzlicher Feiertag. An diesem Gedenktag soll durch Gebet, Almosen und Fürbitte die Leiden der armen Seelen gemildert und dem Gedenken der Verstorbenen ehre bereitet werden.

 

Vielfältig ist das Brauchtum an Allerheiligen:

 

  • Vor dem Feiertag werden Allerheiligenspitzerl, Allerseelenspitzerl, -zöpfe, Seelenbrezeln, Seelenzöpfe, Allerheiligenlebkuchen usw. gebacken. Das ist meistens ein Hefeteig-gebäck, das zu Zöpfen geflochten wird. In Städten werden auch Allerheiligen-torten gebacken. Die sind moistens aus Bisquitteig und werden mit Marzipan oder Schokoladenglasur überzogen.
  • Friedhöfe zu besuchen und die Gräber zu schmücken ist üblich. Die Verwandten der Verstorbenen und Familienangehörige kommen zum

wichtigen Gräberumgang, dem “Gräberschaugn. Mit dabei sollen die Kinder der Familie sein, denn nur sie haben, weil sie ohne Sünd sind, die Kraft eine arme Seel aus dem Fegefeuer hinaus zu beten.

Die Form des Gräberumgangs hat sich im Laufe der Zeit geändert: früher wurden die Kostbarkeiten aus dem “Glaskastl” (Marien- und Herz-Jesu-Statuen, gipserne Schutzengel, Leuchter, Kruzefixe oder Jesukindl im Glassturz auf die Gräber getragen. Diese hielten dann eine Stunde lang Wacht auf den Gräbern.

  • Typisch ist auch das Aufstellen und Entzünden von Kerzen – sogenannte “Seelenlichter”. Das Kerzenlicht verkörpert das “ewige Licht”, das den Verstorbenen leuchten soll, das Licht soll die Seelen anlocken und ihnen den Weg zum Ruheplatz des Körpers weisen.

Das Licht soll die Seelen wärmen und die bösen Geister vertreiben/fernhalten

  • Andachten und Gottesdienste

Selbstverständlich geht man mit der Trauertracht in den Gottesdienst und auf den Friedhof. Die Männer haben an diesem Tag keinen Schmuck am Hut.

  • Nach dem Gräberumgang wird sich in den einzelnen Familien mit den Allerheiligenspitzerl/Allerseelenspitzerl zum Kaffeetrinken zusammen gefunden und über die Verstorbenen der Familien erzählt.
  • Besonders in der Oberpfalz halt man vor dem Hochfest sog. “Spitzlmärkte” ab, in denen werden alle Formen der Allerheiligen Spitzl verkauft.
  • Früher wurde an Allerheiligen der Armen und Alten gedacht. Es wurden abends die Allerheiligenspitzerl auf die Fensterbrettl gelegt. Eigentlich als Wegzehrung für die Toten gedacht, jedoch durften die Armen und Alten durchs Dorf ziehen und sich die Seelenbrote abholen. Sie dienten zur Armenspeisung.

 

Am Allerheiligenabend sagt auch heute noch so mancher Gäubige:

 

“Schön is wieder gwen, kennas zfriedn sei, de Tot`n, hot a jed`s sei Sach kriagt!”

 

Aberglaube

 

  • Wenn die Hausfrau Allerheiligen/-seelenspitzl bäckt, wirft sie das Erst-gebackene ins offene Feuer, dies soll das “Böse” beruhigen und fernhalten.
  • Einem alten Aberglauben zufolge ist es lebensgefährlich, in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen ins Freie zu gehen, denn da sollen Geister und Dämonen ihr Unwesen treiben.

Man vermutet hierin den Ursprung des Halloweengedankens

  • Wenn an Allerheiligen noch eine Rose im Garten blüht, so stirbt jemand aus der Familie.

 

Allerheiligenspitzerl/-striezerl

 

Diese düstere Stimmung hat in den vergangenen Jahrhunderten zu einem Seelenkult mit vielen abergläubischen Bräuchen geführt, die in den ländlichen katholischen Gegenden alten Menschen noch im Bewußtsein ist. So  glaubte man das die toten Seelen an Allerheiligen und Allerseelen aus den Fegefeuer in ihre Häuser zurück kamen, um sich ein wenig auszuruhen –  Speis und Trank hat man dazu bereitgestellt. Seelenbrote wurden den Toten mit als Wegzehrung zurück ins Totenreich gegeben. Das erste Seelenbrot, dass die Bäurin gebacken hat, wurde ins Feuer geworfen, es sollte vor Bösem schützen. Man legte die Brote aufs Fensterbrett, damit die armen Seelen sie mit nehmen konnten. Im Vordergrund stand dabei eine gute Tat. Die Armen des Ortes durften sich diese Speisen holen und zogen an den Tagen um Allerseelen mit ihren Kindern und einem kleinen Leiterwagen von Hof zu Hof. Überbleibsel sind die Allerseelenzöpfe, Seelenbrote aus Hefeteig bei uns heißen sie Allerheiligenspitzerl, – striezel.

Seelenwecken findet man im Lechrain.

In Schwaben und im östlichen Allgäu geben die Tauf- und Firmpaten den Kindern “Seelenbrote, Seelenbrezen, Seelenzelten und Seelenmändle.

Die Danksagung dazu lautet: “Gelt`s Gott für die armen Seelen!”

Andere Bezeichnungen für die Seelenwecken: Seelenbrezgen, Allerseelenzopf, Seelenzopf, Seelenzöpfchen, Allerseelenwecken, Salzzöpfel (Thierhaupten),

Es gibt unterschiedliche Herstellungsarten, einmal werden sie mit Weinbeeren und Rosinen und Zucker gebacken, dann mal mit Puderzucker überzogen, ein andermal werden sie mit Salz und Kümmel bestreut. Sie sind meist 20 – 30 cm. Man formt sie zu Brezeln oder Zöpfen und auch zu Stangen.

Mitte der 30er Jahre wurden Allerseelengebäcke fast ausschließlich als Patengeschenke gegeben.

In Ingolstadt und vereinzelt in Neuburg an der Donau werden die Allerheiligenspitzerl wie kleine Torten in Schiffform gebacken, die man den Patenkindern schenkte. Und in Dietfurt an der Altmühl schauen die Spitzerl am Spitzerlmarkt wie Lebkuchen in Schiffform aus.

Im Oberschwäbischen heißen sie  „Seelen“, die mit Salz und Kümmel bestreut sind und oft als Brezel geformt sind.

Und im fränkischen gibt die „Seelenbrezeln“, die man am Friedhof auf die Kreuze hängte, oder ans Grab mitnahm.

Heimisch ist im Berchtesgadener Talkessel und früher auch im Chiemgau, der Brauch des Stuckgehens. Da gehen Kinder von Haus zu Haus und bringen den Menschen einen süßen „Stuck“. (ähnlich den Spitzerl) Ursprünglich war dies ein alter Heischebrauch, also das  Erbitten oder Fordern von Gaben.  Gern gaben die Bauern den Stuckgehern, aber nicht uneigennützig. Sie forderten von ihnen, dass sie für die armen Seelen ihrer Verstorbenen viele „Verglets Gott“ beteten.

 

Rezept:

 

Allerheiligenspitzerl/-striezel

 

Feiner Hefeteig

½ kg             Mehl                                1 gestr. TL Salz

30 – 40 g      Hefe                                Zitronenschale

125 g Butter/Fett                                   50 g   Weinbeeren/Sultaninen

2 – 3            Eier oder                          ca. 1/8 l Milch zum Abschlagen des Teiges

2 ganze Eier + 1 -2 Eigelb          

 

Alle Zutaten sollten in Zimmertemperatur gehalten werden. Die zerbröckelte Hefe wird mit ein wenig Zucker und etwas lauwarmer Milch angerührt. In der Mitte des Mehls macht man ein Grübchen, gießt die angerührte Hefe hinein und verrührt sie mit dem sie umgebenden Mehl vorsichtig zu einem dickflüssigen Brei (Dämpfl), deckt die Schüssel mit einem gewärmten Tuch zu und stellt das Dämpfl an einen warmen Ort zum Aufgehen, was ungefähr 15 Minuten dauert.

Unterdessen lässt man das Fett in der lauwarmen Milch zergehen. Das Dämpfl verrührt man mit dem übrigen Mehl und allen angegebenen Zutaten, gibt die Milch dazu, mengt gut durch und schlägt den Teig solange, bis er sich vom Kochlöffel und Schüsselrand/Knethaken lößt. Man stellt die Schüssel zugedeckt an die Herdseite bis der Teig genügend gegangen ist, was meistens 1 ½ Std. dauert.

Danach teilt man den Teig in 3 gleich große Teile und formt 3 Rollen, die dann zum Zopf geflochten werden. Den Zopf läßt man nochmals 20 Min. gehen, bestreicht ihn mit Milch und verquirltem Eigelb und streut, wenn gewünscht, Hagelzucker oder geschnittene Mandeln.

 Dann bäckt man bei Mittelhitze (175 Grad Celsius) zu schöner Farbe. (ca. 45 Min.)

 

Quelle: Das berühmte Regensburger Kochbuch – Marie Schandri

 

 

Stuckbrot

 

Zutaten für 2 „Lebensblumen“ = 14 Stück

 

200 g           Vollkorn-Weizenmehl                      1 ½ TL gemahlener Zimt

200 g           Dinkelmehl Typ 630              1     TL Salz

100 g           Roggenmehl Typ 1150                    1 Msp.  gemahlene Nelken

300 ml          lauwarmes Wasser                          ½   TL Brotgewürz

    1 Würfel Hefe                                                 1 Msp. Lebkuchengewürz

    2 EL         lauwarme Milch                         170 g   Weinbeeren

    2 EL         Zucker

Zubereitung: 

  1. Die Mehle in eine Schüssel sieben, ver-

    mengen, in die Mette eine Mulde drücken.

  1. Die Hefe zerkleinern, in die lauwarme Milch

    geben, den Zucker darüberstreuen. Das

    Ganze kurz verrühren, 15 Min. gehen lassen,

    dann in die Vertiefung gießen.

  1. Die restlichen Zutaten dazumischen, gut

    durchkneten. Die Weinbeerln erst kurz vor

    Ende der Knetzeit dazugeben.

  1. den glatten Teig an einem warmen Ort 20

    Min. ruhen lassen, dann zu 14 gleich großen

    Stuck formen. Auf dem Backblech je 7 Stück

    zu einer „Lebensblume“ aneinanderlegen,

    zugedeckt weitere 30 Min. gehen lassen.

  1. Mit Wasser bepinseln, im vorgeheizten

    Backofen ca. 20 Min. bei 180 º C backen.

 

Quelle: SERVUS Magazin Januar 2018

 

 Allerseelen.

 

Der 2. November, der Tag Allerseelen, ist dann – wie der Name schon sagt – ganz dem großen Totengedenken gewidmet. Als der Allerseelentag als offizieller Festtag abgeschafft worden ist, hat sich das Totengedenken auf den Allerheiligentag vorverlegt. So ist der Vormittag des ersten Novembers in der Kirche noch der frohe Festtag, der Nachmittag aber gilt den Toten, den Armen Seelen.

Das Fest geht auf Abt Odilo von Cluny (994 -1048) zurück, der bestimmte, dass am Tag nach dem Allerheiligenfest das Gedächtnis aller verstorbenen Gläubigen durch Messen, Psalmen und Almosen zu begehen ist. Im 12. Jahrhundert kennt man Allerseelen noch nicht, erst im späten 13. Jahrhundert findet Allerseelen vereinzelt Aufnahme in die Kalendare und es dauerte bis ins 15. Jahrhundert, bis es den am 2. Nov. Stehenden hl. Eustachius verdrängt hat.

Das späte Mittelalter entwickelte aber dennoch einen sehr intensiven Arme-Seelen-Kult, in dem Allerseelen das beherrschende Fest wurde.

 

Brauchtum Allerseelen

  • Im Volksglauben ist die Vorstellung fest verwurzelt, dass die Toten an Allerseelen für kurze Zeit an den Ort ihres früheren Lebens zurückkehren und dann wie Lebende Anspruch auf Speis und Trank haben. Das Mehl an Allerseelen wurde zu den festen Einkünften des Lehrers und Mesners gerechnet. (Siehe Allerheiligenspitzerl) Vermutlich entwickelte sich daraus der Brauch um Halloween.
  • In der Wertachgegend bis nach Bayern fand sich der Brauch, Seelenbrezen an den Gottesackerkreuzen und Steinen herumzuhängen, als Totenopfer. In der Nacht wurden diese dann “aufgeräumt”.
  •  

Totenkult

  • Die sog. Totenbretter fand man nicht nur im bay. Wald, sondern sie waren auch in Oberbayern in der Gegend um Teisendorf zu finden. Ursprünglich war das Totenbrett, das Brett, auf dem der Tote daheim aufgebahrt war, man hat sie nach der Beerdigung auf Wegen, Straßen und Wegkreuzungen aufgestellt. Durch diese wurden die Menschen aufgefordert für das Seelenheil eines Toten zu beten. Später dann hat man die sogenannten Totengedenkbretter aufgestellt, Bretter, auf denen der Verstorbene nicht mehr gelegen ist. Während die alten “Bahrbretter” noch die volle Länge gehabt haben, so hat man später die Gedenkbretter kürzer geschnitten.
  • Eine sehr nachhaltige Erinnerung an den Tod sind die Beinhäuser, auch Karner Zu einer Zeit, in der Dorfkirchen und Friedhof eine Einheit gewesen sind, in der der Kirchenbesuch den Grabbesuch mit eingeschlossen hat, hat der Blick auf den Karner nichts Erschreckendes gehabt. Die Schädelstätte sollte den Kirchgänger an seine eigene Vergänglichkeit erinnern. Der Schädelkult war weit verbreitet, im Alpengebiet und im Alpenvorland hat man die Schädel zum Teil beschriftet, vereinzelt sogar bemalt, verhältnismäßig häufig im Rupertiwinkel. Viele der Kraner, die die Zeiten überdauert haben, sind dann Opfer der Nachkriegszeit, eben der fünfziger und sechziger Jahre geworden. Einige sind erhalten geblieben:

Karner in Jenhausen, Greding und Margarethenber an der Alz und Toten-     gedenbbrett in Fischen/Ammersee. Beinhaus bei St. Georgen bei Dießen.

  • In der schwäbisch-bayerischen Hochebene stellte man “Seelnäpfe”, d.h. Schüsseln mit Getreide, Mehl, Bohnen auf den Altar, legte aber auch Seelzöpfe, Butterballen, Rauchfleisch, da und dort eine schwarze Henne, Eier nieder.
  • Dieser “Bahraufsatz” war für den Mesner bestimmt. In meinem Heimatort, ging der Mesner noch in den 1970/1980 Jahren von Haus zu Haus und sammelte das sog. “Läutgeld”, als Lohn für seine Dienste in der Kirche, ein.

 

Aberglaube Allerseelen

 

  • Die Nacht vom 1. zum 2. Nov. ist nach dem Volksglauben eine

Mit dem Gebetläuten kommen “die Seelen” geflogen. Sie steigen aus den    Gräbern, wehen mit den Nebeln aus den Sümpfen und Seen, sie kommen aus    dem Wald, in dem sie auf ihrer Reise über die Berge gerastet hatten. Fromme Holzknechte hackten ihnen, damit sie den Weg fanden, drei Kreuze in einen Baumstumpf.

  • Bis in unser Jahrhundert hinein war im Chiemgau der Glaube verbreitet, dass die Toten in den Baumkronen des Obstangers hausen. Unhörbar war die Ankunft der Seelengeister. Sie rüttelten an Fensterläden, ließen Türen und Tore schlagen, Dielen und Balken knarren und das Feuer knistern. Sie summ-ten im Bratapfel und heulten im Kamin, klopften im Regentropfen und schweb-ten mit den Schneeflocken nieder. Sie hockten auf Kasten und Truhen und füllten die Stuben. “Alle sind sie da und auf Schritt und Tritt bist du ihnen nah”.
  • Noch 2 Generationen vor uns hatten die Leute eine Verbundenheit mit den Toten, wie wir sie nicht mehr kennen. Am Seelentag unterblieb alles geräusch-volle Werken, nirgends wurde gedroschen.
  • Heimkehrende sollten nicht gestört und keinem ein Leid angetan werden. “Auf daß`s an Fried kriagn”, war eine Redensart.
  • Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts tischte man den Heimkehrenden Seelengeister nachts ein Seelenmahl auf. Dies war im Chiemgau und am Samerberg üblich, indem Brot oder Bohnenbrei auf den Tisch stand oder auf die Gräber gelegt wurden.
  • Mehrere Seelenrosenkränze wurden früher gebetet, denen sich die Aller-heiligen-Litanei anschloß. Erlosch während eines Rosenkranzes ein Wachsstocklicht, mußte die Arme Seel`, für die es angezündet war, unerlöst weiterirren.
  • Am Seelentag räumte die Bäuerin nach dem Essen den Tisch ab. Die Brotbrösel wischte sie in die Hand, um sie als Speisung für die Armen Seelen ins Herdfeuer zu werfen. Verstreutes Salz warf sie in den Aschenschuber, weil nach dem Volksglauben Salz den Toten in den Augen brennt.
  • Die Seelenbreze hing am Grabkreuz.

          In Aibling glaubte man, dass an Allerseelen die Frau Bercht mit den See-   len von neun verstorbenen Kindern durch den Friedhof gehe. Sie bekam          eine Schüssel voll Allerheiligenküachl. 

  • Andere erzählten am nächsten Morgen, dass sie nachts das Geschirr in der Tischschublade scheppern hörten.
  • Wenn sich einer aus dem eigenen Hof an einer Seelenspende vergriff, so plagte ihn das Jahr hindurch fortan der Zweifel. “Muaß I heuer sterbn oder net?” Nur eine gute Tat konnte ihn von solch einem Alpdruck befreien.

 

Gisela Haußner, Preith 20.09 2022

 

                                      

 

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